Die kaputte politische Debatte: Wie das Internet Teil des Problems und Teil der Lösung ist

re:publica 2015
Politics & Society

Kurzthese: 

Lügenpresse, Misstrauen, Parallelwelten wie Pegida: Was hat das Internet damit zu tun? Und vor allem: Wie machen wir es besser?

Beschreibung: 

In Europa wächst ein Problem heran. Ein Teil der Bevölkerung fühlt sich von den Eliten nicht mehr ernstgenommen, von den „Berufspolitikern“ sogar betrogen und von der vermeintlichen „Lügenpresse“ manipuliert. Diese Bürgerinnen und Bürger suchen simple Erklärungen für ihren Unmut und einen Sündenbock, dem sie die Schuld zuweisen können.

Ernüchternd ist dabei die Rolle des Internets. Dieses Tool, das doch die Demokratie stärken sollte, hilft ausgerechnet radikalen Gruppen, die an Argumenten gar nicht interessiert sind und nur Ressentiments schüren wollen, das zeigte zum Beispiel Pegida.

Das Kernproblem ist: Radikale Stimmen haben es im Netz wesentlich einfacher, Verbreitung zu finden.

Das hat menschliche und technische Gründe. Radikale (und gefrustete) Gruppen haben ein stärkeres Mitteilungsbedürfnis, sie bringen ihr Anliegen pointierter auf den Punkt und weisen ein oft manisches Postingverhalten auf. Sie jubeln Gleichdenkenden zu und mobben Andersdenkende weg. 

Dieses Verhalten wird durch die Architektur vieler Webseiten sogar belohnt. Viele Webseiten sind von einer binären Logik geprägt – entweder ich teile einen Beitrag oder ich teile ihn nicht; entweder ich like etwas oder nicht. In einem solchen binären Setting erhalten angriffige Meinungen mehr Aufmerksamkeit. Das zeigt auch eine Studie von Daegon Cho und Alessandro Acquisti.

Wir müssen wegkommen von dieser Diskussionskultur, bei der die Eskalation fast schon vorprogrammiert ist.

Nur wie kann dies gelingen? Auch bei der Lösung des Problems spielt das Netz eine zentrale Rolle. Phänomene wie Pegida entstehen beispielsweise nicht über Nacht, eine solche Stimmung gärt länger – auch in den sozialen Medien – heran. Das Internet kann als Frühwarnsystem dienen, um die Risse in der Gesellschaft rechtzeitig zu erkennen.

Die Situation ist ernüchternd, aber nicht irreparabel. Im Kern soll Mut gemacht werden: Dass wir das Netz als jenes demokratisches Tool verteidigen können, als das es gedacht war.

Video

STG-3
Mittwoch, 6. Mai 2015 - 12:30 bis 13:00
Deutsch
Vortrag
Beginner

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Redakteurin - Digitales