#rp15-Speaker: James Bridle

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James Bridle; photo credit: James Bridle

James Bridle ist vieles, so sagt er über sich selbst. Ganz sicher ist er aber Künstler, Aktivist und Autor. Auf booktwo.org schreibt der Brite über Kultur, Literatur und Technologie und veröffentlicht dazu unter Anderem in WIRED, The Observer und The Atlantic. Dieses Jahr ist er zum ersten Mal Speaker auf der re:publica.

In seinen künstlerischen Arbeiten setzt Bridle sich kritisch mit der technologischen und digitalen Entwicklung auseinander. Sein Ziel ist es, abstraktes zugänglich und sichtbar zu machen, insbesondere das System hinter einer computerisierten Welt.

Mit Iraq War Historiography (2009) hat er den Wikipedia-Eintrag zum Irak-Krieg als Buch veröffentlicht. Der Clou daran: jede noch so kleine Bearbeitung des Eintrags im Zeitraum von 2004 bis 2009 wird in dem Zwölf-Volumen-Werk dokumentiert – ob Einwände zu den Fakten oder Meinungsverschiedenheiten der User bezüglich politischer Standpunkte. 7000 Seiten und 12 000 Änderungen zählt das finale Ergebnis. Für den Künstler ist es nicht nur ein historiographisches Dokument, sondern auch eine Erinnerung daran, dass wir mit dem Internet zum ersten Mal ein System haben, das diese Informationen und diesen Prozess dokumentiert und somit auch vorherige und künftige Narrative infrage stellt.

Infrage stellt Bridle auch die Nutzung von Drohnen. Die unbemannten Flugkörper sind nicht nur Päckchenausträger und Garant für gelungene Filme und Fotografien aus Vogelperspektive. Der vorwiegende Einsatz für militärische Zwecke und die verstärkte Überwachung gehören ebenso zu ihrem Gebrauch. Genau darauf möchte James Bridle aufmerksam machen. Seit 2012 betreibt er Dronestragram, ein Blog, das die vielen militärischen Drohneneinsätze in Bildern dokumentiert und die fraglichen militärischen Triumphe aufzeigt. Wieder geht es Bridle darum, distanzierte und unsichtbare Technologien sichtbar zu machen. Dafür nutzt er auch den öffentlichen Raum: maßstabsgetreu hat der Aktivist Umrisse von Drohnen etwa in London, Istanbul oder Washington auf Straßen gemalt. Einen Begriff für diese neue Sichtbarkeit des Unsichtbaren, für das Digitale in der physischen Welt, hat er auch geprägt: New Aesthetic.

Im Mai wird er uns mehr Einblicke in seine Arbeit gewähren und auch darüber sprechen, wie Technologie die geographischen Grenzzonen erweitert. Wir sind gespannt!

Keynote: Living in the electromagnetic spectrum
shorttermmemoryloss.com
booktwo.org
@jamesbridle

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